BMW X6 Active Hybrid: Der BMW X6 als Two-Mode-Hybrid

Er hätte gern ein bisschen größer ausfallen dürfen. Nein, nicht der BMW X6, sondern der Hybrid-Schriftzug an den Flanken. Schließlich möchte, wer die 102.900 Euro für den allradgetriebenen Viersitzer mit der aufwendigen Antriebstechnik ausgibt, auch zeigen, dass er sich um die Umwelt Gedanken macht.


 

Der BMW X6 Hybrid bringt mächtige 780 Nm auf die Straße
Oder warum sollte man sich sonst für einen Hybrid entscheiden? Im Falle des BMW X6 wohl eher wegen der Leistung, die V8- und E-Motoren entwickeln. BMW gibt sie mit 485 PS an. Der BMW X6 50i für 76.300 Euro, die technische Basis des BMW X6 Active Hybrid, leistet 407 PS, und beim Drehmoment klaffen die beiden sogar noch ein ganzes Stück weiter auseinander: Mächtige 780 Nm versuchen beim Hybrid quasi, Korkenzieher aus den Antriebswellen zu zwirbeln. Der 4,4-Liter-Standard- V8 des 50i entwickelt dagegen 600 Nm, selbst der X6 M erreicht nur 680 Nm. Tatsächlich kommen die zusätzlichen Muskeln gerade recht, denn der Hybrid wiegt fünf Zentner mehr als der 50i.
In 5,9 Sekunden spurtet der Hybrid-X6 von null auf 100 km/h
Obwohl im Presse-Text für den BMW X6 Active Hybrid vollmundig von intelligentem Leichtbau und einem Plus an Fahrdynamik die Rede ist, wird der bleischwere Hybrid zumindest beim Standardsprint von null auf 100 km/h vom konventionellen V8 in die Schranken gewiesen. Andererseits beträgt der Rückstand auf den 50i gerade einmal 0,3 Sekunden, und der absolute Messwert von 5,9 Sekunden ist für einen 2,5-Tonner ohnehin fast irreal, wenn auch eine Drittelsekunde langsamer als die Werksangabe.
Trotz des Mehrgewichts soll der Active Hybrid aber zugleich rund 20 Prozent sparsamer laufen. Wen stören da die zusätzlichen Pfunde, zumal ja davon der Federungskomfort profitieren dürfte. Tut er aber nicht, weil der Hybrid straffer abgestimmt ist als seine Geschwister. In Kurven kann er seine Masse dennoch kaum kaschieren, fährt weniger agil.
Die Hybrid-Kunden bekommen jede Menge zusätzliche Technik
Wer nun per Optionsliste Abhilfe schaffen will, wird enttäuscht. Weder adaptive Dämpfer, die für mehr Geschmeidigkeit sorgen könnten, noch die radselektive Kraftverteilung (Torque Vectoring) an der Hinterachse, die beim normalen X6 wie ein Fahrdynamik-Booster wirkt, sind zu haben. Der dafür notwendige Bauraum wird vom Nickel-Metallhydrid-Akku aufgezehrt. Immerhin bleibt durch die Unterkofferraummontage das volle Gepäckvolumen erhalten, während die Anhängelast von 3,5 auf zwei Tonnen beschränkt wurde, was die Eignung als Zugfahrzeug beschränkt. Andererseits bekommen die Hybrid-Kunden abgesehen von einer üppigen Serienausstattung, zu der beispielsweise Schaltwippen am Lenkrad, das Navigationssystem Professional, lederbezogene Komfortsitze und Einparkhilfe gehören, eine ganze Menge zusätzlicher Technik geliefert.
Das Getriebe des BMW X6 Active Hybrid gleicht einer Ingenieurs-Wundertüte
Wer das Getriebegehäuse des BMW X6 Active Hybrid tranchiert, wird hier neben den üblichen Zahnrädern - in diesem Fall in Form von drei Planetenradsätzen angeordnet - vier Kupplungen und drei Elektromotoren finden. Den kleinsten nutzt diese Ingenieurs-Wundertüte lediglich als Ölpumpe, um alle Funktionen der Siebenstufen-Automatik aufrecht erhalten zu können, wenn der Verbrenner stillsteht. Die beiden anderen jedoch - 67 und 63 kW stark - unterstützen den großen V8. Theoretisch geht das so: Zunächst fährt der X6 rein elektrisch an. Wird dafür mehr Kraft benötigt, als der E-Motor liefern kann - an einer Steigung beispielsweise -, wirft sich die zweite E-Maschine als Anlasser ins Geschehen, startet den V8 und betätigt sich dann als Generator für E-Motor Nummer eins.
Die elektrische Reichweite des X6-Hybrid beträgt 2,5 Kilometer
Das Zusammenspiel aller dafür notwendigen Elemente funktioniert im BMW X6 Active Hybrid verblüffend reibungslos und sehr leise. Da jault es nicht E-Motor typisch aus dem Tiefgeschoss, und der Achtzylinder springt enorm geschmeidig an, denn er wird von seinem ungewöhnlich potenten Starter blitzschnell auf Leerlaufdrehzahl hochgerissen. Wunschlos glücklich ist man jedoch nicht. Viel zu schnell greift der Benziner ein, wenn man nicht wie eine Wanderdüne von der Ampel wegkriechen will.
Rein elektrisches Rangieren funktioniert dagegen problemlos. Dabei darf es sich auch um einen sehr weitläufigen Parkplatz handeln, weil der 2,4-kWh-Akku eine elektrische Reichweite von etwa 2,5 Kilometern ermöglicht. Wer einen zarten Gasfuß besitzt und keinen Hintermann im Nacken hat, kann den X6 elektrisch auf 60 km/h beschleunigen, erst darüber springt zwingend der V8 an.

Auch auf der Autobahn generiert der BMW X6 Hybrid fleißig Strom
Im Stand geht der Motor des BMW X6 Active Hybrid dann per Start-Stopp-Funktion zuverlässig aus und hilft damit beim Sparen - genau wie die Bremse. Bis 0,3 g verzögert sie rein elektrisch und rekuperiert dabei. Wird mehr Bremsleistung gefordert, greift die Hydraulikbremse ein, was leider nicht ganz ohne Ruckler und mit synthetischem Pedalgefühl einhergeht. Wie üblich lässt sich das Zusammenspiel aller Antriebskomponenten grafisch auf einem Monitor darstellen. Dabei ist es verblüffend zu beobachten, wie häufig Brems- oder Bewegungsenergie per Rekuperation in den Akku gespeist wird. Selbst auf der Autobahn, die gemeinhin als wahre Hindernisstrecke für die Hybrid-Effizienz gilt, wird fleißig Strom generiert, der beim nächsten Beschleunigungs-Vorgang wieder genutzt werden kann und dabei den V8 entlastet.
Per Kickdown beschleunigt der X6 Hybrid so linear wie ein Dampfkatapult
Der ist ohnehin kein Hektiker. Bei 130 km/h wälzt sich seine Kurbelwelle mit gemütlichen 2.400/min in den Hauptlagern. Dabei murmelt der Motor des BMW X6 Active Hybrid leise vor sich hin, tritt Galant hinter die geringen Windgeräusche zurück. Wird er per Kickdown geweckt, beschleunigt er den X6 beinahe so linear wie ein Dampfkatapult. Die Längsdynamik des schweren Brockens ist bemerkenswert, nicht einmal ungebührlich laut wird es für die maximal vier Passagiere. Das V8-Grollen bleibt im Rahmen – nein, man hört es immer wieder sehr gern. Was verbraucht er denn nun, der Active Hybrid? Im Testmittel flossen 15,1 L/100 km durch die Einspritzdüsen. Damit ist er tatsächlich über 18 Prozent sparsamer als der von auto motor und sport getestete X6 50i. Hier stimmen Marketing-Lyrik und Wirklichkeit also beinahe überein.


 

BMW X6 Hybrid: Im Stadtverkehr sind 9 L/100km realistisch
Aber es geht auch deutlich sparsamer, wie die auto motor und sport-Normrunde mit hohem Landstraßen-Anteil zeigt. Dort genehmigte sich der BMW X6 Active Hybrid beachtlich moderate 9,6 L/100 km und damit weniger als der ECE-Wert (9,9 L/100 km). Weitere Absenkungen sind möglich, wenn der X6 überwiegend in der Stadt und bei Stop-and-go-Verkehr mit erhöhtem Elektro-Fahranteil bewegt wird. Verbräuche um neun L/100 km sind hier realistisch. Die Entwickler haben offensichtlich eine sehr komplexe Technik gekonnt umgesetzt. Es bleibt dennoch das happige Mehrgewicht und die Vermutung, dass ein 100 Kilogramm leichterer, einfacher aufgebauter X6 Hybrid seine Sache auch nicht schlechter machen würde. Vor allem wäre er wohl agiler.

 

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