BMW X5 35d im Dauertest: Motorausfall kurz vor Ende

Schauplatz Rügen: Nach Abschluss einer Fotoproduktion will sich auto motor und sport-Art Director Frank Zähringer mit dem BMW X5 auf den Rückweg nach Stuttgart machen. Nach einem Lkw-Überholmanöver auf einer Landstraße der Ostseeinsel passiert es: Der Dreiliter-Diesel geht bei 80 km/h einfach aus. Zähringer bleibt nichts anderes übrig, als den BMW X5 am Straßenrand ausrollen zu lassen, zumal sich keine Parkbucht in der Nähe befindet.
Zahlreiche Startversuche führen zwar dazu, dass der BMW X5 wieder anspringt, dann aber erneut abstirbt. Lichtblick in der Not: Ein Servicewagen der BMW-Werkstatt in Stralsund ist nach 25 Minuten vor Ort, schleppt das Auto ab und rüstet die Redaktion mit einem Ersatzwagen aus.


 

BMW X5 verspielt Chancen auf Rang zwei
Nach 24 Stunden ist der Spuk vorbei, den ein defekter Injektor der Einspritzanlage verursachte. Die bei Kilometerstand 89.125 im Rahmen der Garantie abgehandelten Reparaturkosten in Höhe von 587 Euro fallen dabei weniger schwer ins Gewicht als die Rückstufung im auto motor und sport-Mängelindex: Ohne diesen Totalausfall des BMW X5 hätte es für Rang zwei hinter dem Mercedes ML 320 CDI gereicht, doch so bleibt nur der letzte Platz.
Das Standing des SUV spiegelt sich innerhalb der Redaktion jedoch nicht wider, im Gegenteil: Der BMW X5 entwickelt sich über 100.000 Kilometer in zwei Jahren zum beliebten Begleiter für lange Dienstreisen und Sonderaufgaben, nicht zuletzt wegen seines überzeugenden Antriebs. "Wuchtig bollernd der Diesel – so soll es sein", notiert Autor Jörn Thomas im Bordprotokoll, und seine Kollegen ergänzen: tolles Ansprechverhalten, für einen SUV gute Beschleunigung und Fahrleistungen, die in jeder Situation ungemein souverän wirken.
Dauertestwagen mit reichlich Extras ausgestattet
Nur vereinzelt wird Kritik an der Tonalität des aufgeladenen Reihensechszylinders des BMW X5 laut, der vor allem in der Kaltlaufphase und bei niedrigen Geschwindigkeiten etwas kernig zur Sache geht. Bei höherem Tempo weicht diese Lautmalerei deutlich vernehmbaren Umströmungsgeräuschen der Karosserie.
Zum Start in den Testalltag am 5. November 2008 wurde der BMW X5 in der getesteten Version mit 83.590 Euro in der Preisliste geführt – ausgerüstet mit Extras wie schwarzem Nappaleder (3.030 Euro), Niveauregulierung mit Luftfederung (790 Euro), Anhängerkupplung (830 Euro), Lenkradheizung (190 Euro), Rückfahrkamera (420 Euro) und elektrisch verstellbaren Komfortsitzen (910 Euro). Ein reichlich kostspieliges Vergnügen, zumal sich der Wertverlust nach Testende auf rund 48 Prozent beläuft.
BMW X5 als perfektes Zugfahrzeug
Dennoch haben sich die genannten Extras im Alltag als sinnvoll erwiesen: Mit der Anhängerkupplung gab der BMW X5 den perfekten Zugwagen, die Lenkradheizung war vor allem bei Alpinisten mit kalten Händen beliebt, und die Rückfahrkamera erleichtert das Rangieren mit dem schweren Trumm. Aber sie zeigt auch Schwächen: Im Winter verschmutzt das Objektiv bisweilen so stark, dass selbst die Reinigung in der Waschanlage kein scharfes Bild mehr ermöglicht. Da muss man mit einem Putztuch schon selbst Hand anlegen, um sich wieder eine klare Sicht nach hinten zu verschaffen.


 

Apropos Schmutz: Den zieht man sich beim BMW X5 auch beim Ein- und Aussteigen zu. Um den Kontakt mit den breiten Türschwellern zu verhindern, an denen die Kleidung fast zwangsläufig verschmutzt, ist man auf dem Weg zu einem Geschäftstermin genötigt, eher ins Auto zu springen als sich hineinzusetzen. Ähnliches droht, wenn man versucht, den Gepäckraum durch die horizontal geteilte Heckklappe zu beladen, denn am unteren Teil stößt man schnell an und holt sich weitere Flecken.
BMW X5 geizt mit großzügigen Ablagen
Am Volumen selbst (620 bis 1.750 Liter) gibt es nichts auszusetzen, doch mit vielen Extras an Bord sinkt die maximale Zuladung auf magere 450 Kilogramm (Mercedes ML: 650 Kilogramm). Punktabzug in Sachen Praktikabilität gibt es zudem für die hohe Ladekante des BMW X5 und die viel zu kleinen Ablagen im Innenraum. Ins Handschuhfach passen gerade einmal Fahrzeugpapiere und Bedienungsanleitung – ein schlechter Witz für einen SUV im XL-Format. Da man es nur selten nutzt, muss man immer wieder die nicht gekennzeichnete Öffnungstaste suchen, die versteckt im Armaturenbrett sitzt.
Schwerer wiegt die Kritik an der Lenkung des BMW X5, die sich wie ein roter Faden durch die Bordprotokolle zieht. Die Kräfte sind so hoch, dass manch einer schon die Frage stellt, ob sie überhaupt eine Servounterstützung hat. Hat sie aber, und so mussten die Fahrer mit einem schwer rangierbaren Dickschiff leben – eine Schwäche, die BMW bei der Modellpflege im Frühjahr 2010 abgestellt hat. Andererseits war das Ansprechverhalten aus der Mittellage so direkt, dass es gelegentlich Probleme bereitete, den 2,3-Tonner exakt auf Kurs zu bringen.
BMW X5 sorgt für sehr guten Überblick
Seine sportlich-straffe Fahrwerksabstimmung verhilft dem BMW X5 zwar zu hoher Fahrsicherheit und einem für Größe und Gewicht agilen Handling, aber auch zu Komforteinbußen. Besonders Querfugen filtert er nicht ganz so gekonnt weg wie sein direkter Konkurrent Mercedes ML. Außerdem läuft der Wagen speziell auf Längsrillen nicht sauber geradeaus und erfordert häufige Lenkkorrekturen.
Abgesehen davon ist man in dem Fünfsitzer (sieben Sitze als Extra) mit elektronisch gesteuertem Allradantrieb inklusive automatischer Differenzialsperre erfreulich entspannt unterwegs. Das liegt neben dem souverän-kultivierten Antrieb und der selbst im Gelände erstaunlich guten Traktion auch an der hohen Sitzposition im BMW X5, die das Gefühl vermittelt, alles von hoher Warte überblicken zu können.
Überdies sind die hervorragenden Komfortsitze im BMW X5 ihren Aufpreis wirklich wert, nicht einer der vielen Fahrer äußerte Kritik an ihrer Bequemlichkeit und Position, was im Ablauf eines Dauertests durchaus Seltenheitswert hat.

Präzises Sechsstufen-Automatikgetriebe im BMW X5
Ähnlich viel Lob gab es für die weich schaltende Sechsstufen-Automatik des BMW X5. Sie sortiert stets den passenden Gang ein und trägt mit zum angemessenen Durchschnittsverbrauch von 12,1 Liter Diesel pro 100 Kilometer bei. Wer es auf Langstrecken ruhig angehen lässt, schafft mit dem 85-Liter-Tank sogar Reichweiten von fast 1.000 Kilometern.
Wer allerdings während der Fahrt gerne seine Hand auf dem Wählhebel ablegt, muss damit rechnen, dass die Getriebeposition von D auf N springt. Hier fehlt eine Sperre. Im Gegensatz zu manchen Leserautos war der BMW X5 im Dauertest zuverlässig – sieht man einmal von dem genannten Totalausfall und den Problemen mit der Klimaautomatik ab. Schon nach 36.579 Kilometern stellte sie ihre Funktion ein und erforderte einen außerplanmäßigen Werkstattaufenthalt. Besonders ärgerlich daran: Der BMW X5 fiel eine Woche aus, weil ein Ersatzteil nicht schneller lieferbar war.
Insgesamt hätte die Reparatur inklusive Austausch des Klimakompressors mit fast 2.000 Euro zu Buche geschlagen, wenn sie nicht innerhalb der Garantiezeit abgewickelt worden wäre. Die Servicekosten inklusive Ölwechsel, diverser Filterwechsel und Material betrugen zwischen 400 und 600 Euro, was für ein Auto dieser Klasse im üblichen Rahmen liegt.
Service-Termine kosten unnötig Zeit
Nur die automatische Intervallanzeige des BMW X5 hat in der Praxis ihre Tücken: Nach einer Inspektion bei Kilometerstand 50.622 forderte sie rund 8.000 Kilometer später erneut zum Werkstattbesuch auf, um weitere Kleinteile zu wechseln, die zuvor noch nicht ganz ihre Ablaufzeit erreicht hatten. Im Sinne der Zeitersparnis hätte dieser Vorgang jedoch beim ersten Servicetermin mit erledigt werden können.
Die Fürsorge hat sich insofern ausgezahlt, dass der BMW X5 nach der Dauertestdistanz noch richtig gut dasteht. Nennenswerte Alterserscheinungen zeigen weder die Karosserie noch der Lack oder die Lederbezüge. Nur das Navigationssystem ist nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Es lässt sich zwar leicht bedienen, aber die Rechenzeiten bleiben zu lang, und nicht immer war das Gerät up-to-date, wenn eine Kreuzung einem Kreisel gewichen war.
Inzwischen rüstet BMW den aktuellen X5 jedoch mit dem neuesten Softwarestand aus. Am Fazit des Dauertests ändert das nichts: Der BMW X5 hatte Schwächen, aber die Anzahl der Stärken überwiegt. Klingt fast ein bisschen menschlich – und auch deshalb wird die Redaktion ihn vermissen.  

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