So spart der Chef

Nein, die Luxusklasse wird nicht bescheiden, wenn Sechszylinder-Selbstzünder für den Vortrieb sorgen. Und nein, Diesel im Panamera ist nicht der Untergang der Porsche-Potenz. Ein Vergleich mit dem BMW 730d.

Womöglich ist das Aufregendste an der Existenz des Porsche Panamera Diesel, dass es noch Porsche-Fans gibt, die sich über ihn aufregen. Dabei sollten sie spätestens seit dem Cayenne Diesel wissen, dass die Zuffenhausener für die Marge über Jahrzehnte gehegte Prinzipien aufgeben. Das erklärt einen 2,5-Tonnen-Frontmotor-SUV-Brummer mit Audi-TDI. Dagegen wirkt selbst ein Panamera Diesel unverfälscht. Mit ihm wollen die Porsche-Macher, die so gern den Eindruck vermitteln, als leidenschaftliche Enthusiasten Sportwagen für sich selbst zu bauen und an ein paar gleich gesinnte, gute Freunde zu verkaufen, in den Massenmarkt der First Class. Die legt gerade Wert auf einen Hauch von Bescheidenheit. Also V6-TDI statt V8-Turbobenziner.

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Bisher war der BMW 730d der Sportlichste unter den sparsamen Luxuslimos. Das Standesdünkeln, ob ein Diesel in der obersten Klasse nageln dürfe, hat der 7er schon vor 15 Jahren hinter sich gebracht: 1996 startete der 725 tds mit 143 PS und 280 Nm. Heute, zwei Generationen weiter, als 730d 102 PS und 260 Nm stärker, gilt der 7er-Diesel als eines der kompetentesten Luxusautos mit Vernunftanspruch. Über die Jahre ist er füllig geworden, wiegt noch einen guten Zentner mehr als der vollschlanke Panamera. Dass sich Porsche den 730d als Lieblingsrivalen ausgeguckt hat, zeigen die fast indentischen Leistungs- und Kraftwerte. Um sich mit dem BMW anlegen zu können, bekommt der Panamera den langhubig ausgelegten Dreiliter-V6 des Audi A8. In dieser Evolutionsstufe plustert ihn ein Turbolader mit variabler Geometrie mit maximal 1,5 Bar Überdruck auf 250 PS und 550 Nm. Über Piezo-Injektoren presst die Common-Rail-Einspritzung den Kraftstoff mit 2000 Bar in die Brennräume. Um Verbrauchsminderung soll sich zudem das etwas ruppige Start-Stopp-System verdient machen.

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Auf Start-Stopp verzichtet der kurzhubige Dreiliter-Reihensechser im 730d, ansonsten fährt auch BMW die aktuelle Motormode auf: Common Rail (1800 Bar Einspritzdruck), Piezo-Injektoren, variable Turbinenschaufeln. Also keine großen Unterschiede – theoretisch. Auch bei den Fahrleistungen liegen die beiden Kontrahenten eng zusammen. In Beschleunigung und Zwischenspurts nur um ein paar unerhebliche Zehntel schneller, fühlt sich der Panamera aber immer kraftvoller und energischer an. Das liegt weniger am kleinen Vorteil bei Leistung und Drehmoment als viel mehr am Getriebe: Die Aisin-Box schaltet schnell und treffsicher durch ihre acht Stufen, mutet dem V6 selten hohe Drehzahlen zu, verlässt sich lieber aufs stämmige Drehmoment. Dagegen wählt der BMW-Automat nicht immer glücklich aus nur sechs Stufen, lässt den Motor schon mal unnötig hoch drehen, mal lang im Drehzahlkeller dümpeln. Das ist aber Jammern auf höchstem Niveau, denn insgesamt verwöhnen beide mit ausgeprägtem Antriebskomfort. Und das bei erstaunlich niedrigem Konsum. So zapft sich der Porsche alle 100 km nur 7,3 Liter Diesel aus dem Tank, der BMW liegt 0,4 Liter darüber – beides hervorragende Werte für zwei Tonnen schwere und gut 240 km/h schnelle Limousinen.

Was allerdings nicht die Frage beantwortet, ob ein Dieselmotor zum Charakter der beiden passt. Im Fall des BMW ohne Zweifel schon deshalb, weil er nicht so sportlich ist wie er gern wäre. Und vielleicht ist das hier der richtige Zeitpunkt, um ein Geheimnis zu verraten: Verstellmöglichkeiten im Auto für Lenkung, Dämpfer, Federung, Gaspedal- und ESP-Kennlinie – das kann nur schiefgehen. Vor ein paar Jahren hat BMW beim M5 damit angefangen, es dem Fahrer zu überlassen, sich das Auto passend abzustimmen. Bis dahin hatte BMW das noch für den Kunden mit großer Kompetenz übernommen. Warum sollte es der Fahrer besser können? Nun gibt es eine neue Eskalationsstufe, den Fahrerlebnisschalter bei BMW. Der heißt wirklich so, wofür wir uns für BMW sehr fremdschämen. Wie unnötig er ist, belegt schon die Tatsache, dass die Limousine im Normal-Modus am ausgewogensten fährt, strammer als im wogigen Comfort-Programm, aber beflissen federnd.

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Wer den Schalter auf Sport oder Sport+ drückt, erlebt im 730d nur die Imitation von Sportlichkeit: Die adaptiven Dämpfer arbeiten nun unkomfortabel, ohne dass sich der BMW dynamischer führe. Kurvenkratzereien sind nichts für den 730d. Trotz der präzisen Aktivlenkung kann er die große Strecke viel besser. Da umschmeichelt er die Passagiere mit niedrigen Geräuschen, bietet Raumfülle und bequeme Sitze. Im zehn Zentimeter kürzeren Porsche reisen vier nicht ganz so geräumig, dafür komfortabler und viel dynamischer. Auch bei ihm können optional über Adaptivdämpfer und die Luftfederung Abstimmungen verändert werden. Die hohe Qualität des Panamera-Fahrwerks zeigt sich aber bereits im Standard-Set-up: Seine feinsinnige Lenkung führt ihn exakt um Kurven, lässt den trummigen Porsche leichter und kompakter wirken, als er ist. Der Diesel schiebt noch kultiverter voran als der BMW, klingt nie sportlich, wirkt aber immer energisch.

Das Wichtigste: Er fühlt sich tatsächlich nach Porsche an, dieser Panamera Diesel. Den Vergleich gewinnt dennoch der ausgeglichenere BMW. Egal, denn der wichtigste Unterschied zwischen den beiden liegt im Charakter: BMW 730d fährt man, um schnell und sparsam anzukommen. Porsche Panamera, um schnell und sparsam unterwegs zu sein.  

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